Freitag, 30 September 2011 08:00

Herbstreise ins Elsass Empfehlung

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die Spigrüschar vor dem Cité de l'Automobile in Mulhouse die Spigrüschar vor dem Cité de l'Automobile in Mulhouse

Alle paar Jahre gönnt sich der kleinste Sinser Verein SPIGRÜ einen kulinarischen Ausflug in ein europäisches Weinbaugebiet.

Weinland Elsass
Die diesjährige Reise führte uns am 30. Sept. und 1. Okt.2011 in die beiden romantischen Weindörfer Bergheim und Riquewihr im benachbarten Elsass. Dieses Gebiet umfasst eine beachtliche Gesamt-Rebbaufläche von ca. 14500ha. Der Weinanbau im dieser Gegend wurde bereits in der vorrömischen Zeit von den Kelten betrieben. Im 16. Jahrhundert wurden auf einer doppelt so grossen Fläche Reben angebaut, aber der 30-jährige Krieg setzte dieser goldenen Zeit ein Ende und brachte Pest und Hungersnot ins Land. Nach Beendigung des Krieges erholte sich der Weinanbau und die Fläche stieg im Jahre 1828 auf 30000ha. Unter dem Einfluss der Reblaus und Mehltau sowie des zunehmenden Bierkonsums verringerte sich die Anbaufläche auf einen Tiefststand von nur noch 7200ha. Erst Jahrzehnte später erholten sich die Anbauflächen auf den heutigen Stand. Im Jahre 2008 erreichte die Weinproduktion eine Kapazität von 1.15 Millionen hl (150 Millionen Flaschen), davon über 90% Weisswein.

Anreise zu den romantischen Weindörfern Bergheim & Riquewihr
Punkt 07.30h starteten wir mit einem Kleinbus beim Gemeindehausplatz Sins. Bei herbstlichem Hochnebel erreichten wir nach knapp einer Stunde die Autobahnraststätte Pratteln wo uns von freundlichen Thailänderinnen Kaffee und Gipfeli serviert wurden. Kurz nach Basel lachte uns die Sonne entgegen, die uns die ganzen zwei Tage begleitete. Vorbei an riesigen Maisfeldern erreichten wir die Metropole Colmar, die „Hauptstadt der elsässischen Weine“. Nach der Autobahn-Ausfahrt Colmar-West führte die Route über die Elsässer Weinstrasse nach Bergheim, unserem ersten Domizil. Ja dann war es Zeit um den ersten Durst zu löschen. So begaben wir uns in die Gartenlaube des Hotels, wo wir das Mittagessen einnahmen. Aber, oh weh, vor 12.00h werden keine Getränke serviert. Ja, typische französische Realität, aber im Hotel Residence bekamen wir den langersehnten Apèro. Mit einem gehaltvollen Gewürztraminer gabs ein erstes Santè im Garten unter schattigen Bäumen. Um 12.00h wurden wir dann in der Wistub du Sommelier von der Gastgeberin herzlich empfangen. Ein feines typisches Elsässermenü wartete auf uns. Zum Apéro genossen wir einen fruchtigen 2010er Muscat mit Gugelhopf. Zur Vorspeise gem. Salat mit Zwiebelkuchen und als Hauptgang ein Sauerkrautteller mit Speck, Wurst und Schinken. Dazu passte ein pikanter 08er Riesling ausgezeichnet. Zum Dessert gabs ein feiner Fruchtsalat und Espresso mit oder ohne Beilage! 

Gut genährt nahmen wir Abschied von der netten Wirtin und bedankten uns für den flotten Service. Weiter ging die Reise durch farbenprächtige Rebberge und Weindörfer nach Riquewihr. Nach dem Einchecken im Hotel au Moulin gabs ein kleiner Marsch zum Weinkeller von Jean Luc Bucher. Der Patron begrüsste uns in seinem Keller wo wir diverse Weine probierten und kommentierten. Angefangen beim Edelzwicker über den Gewürztraminer bis zum Crèmant d´Alsace Der Geschmack der in Gärung befindlichen Maische und das „blubbern“ der Filter auf den Gärtanks störte ein wenig, sodass die diversen Aromen nicht voll zur Geltung kamen. Nach der Degustation wurden ein paar Karton Elsässer gepostet und wir nahmen Abschied vom freundlichen Kellermeister.

Jetzt war noch Zeit, um das malerische Städtchen, das im Jahre 1320 das Stadtrecht erhielt, etwas zu erforschen. Riquewihr wurde auf Grund seines unversehrt erhaltenen Stadtbildes aus dem 16. Jahrhundert als eines der Plus beaux villages de France (schönste Dörfer Frankreichs) klassifiziert. Mit seiner Festungsmauer, seinen gepflasterten Gassen und seinen wunderschönen Fachwerkhäusern bietet Riquewihr eine malerische Kulisse. In diesem kleinen, bewundernswert gut erhaltenen Ort ist alles harmonisch. Besonders sehenswert sind die bezaubernden Innenhöfe, die schönen Steinhäuser sowie die sorgfältig mit Blumen geschmückten Brunnen und Springbrunnen. Die Rebsorten der Region ergeben einen exzellenten Riesling sowie zwei angesehene „würzige“ Weine, den Sporen und den Schönburger (rosafarbene Beeren). Zahlreiche Winzer bieten Besichtigungen ihrer Weinkeller und Weinproben an. Die mittelalterliche Altstadt ist unbedingt einen Besuch wert, auch aus gastronomischer Sicht.
Nun war die Zeit fortgeschritten und es erwartete uns ein feines Nachtessen im Hotel. Der Hauptspeisesaal des Hotel-Restaurants 'Au Moulin' mit seinen 60 Plätzen erfreut die Augen und das Herz durch seine sehr warme, rustikale Einrichtung. Da wir mit Halbpension einquartiert waren, konnte jeder auf seinen Wunsch das Menü zusammenstellen. Zum Apèro gabs ein Glas Gewürztraminer oder ein Campari und zur Hauptspeise Flammkuchen, Speckrösti, Kalbsschnitzel an Rahmsauce mit Spätzli, etc. dazu ein fruchtiger Côte du Rhône Crand Classic Cairenne. Zum Dessert ein Gewürzsorbet oder ein Flan Caramel, Espresso mit oder ohne Marc d’Alsace. Auch hier wieder eine sehr charmante, flotte Bedienung, (vielleicht wegen der Gänseleber!). Vor der Nachtruhe gabs dann noch ein kleiner Verdauungsspaziergang mit einem Schlummerbecher oder sonst einem Getränk in einem der heimeligen Strassencafè.

Musée National de l'Automobile - Collection Schlumpf Mulhouse
Nach einer relativ guten Nacht waren wir bereits um 08.00h beim Morgenessen. Die vielen Körbe mit diversen Sorten Brot hätten für die doppelte Anzahl Gäste gereicht. Aus den grossen 7dl-Tassen genossen wir feinen Kaffee, aber auch Orangensaft, Käse & Wurst fehlten nicht.
Nachdem die Hotelrechnung von Bruno & Patrik beglichen waren, starteten wir um 09.30h Richtung Mulhouse. Nach einer Zusatzrunde fanden wir dann die Ausfahrt Richtung Basel. Bei schönstem Wetter ging die Fahrt durch ha-grosse Rebberge und Maisfelder mit grossen Bewässerungsanlagen. Auffallend die grossen, wunderbar ausgebauten Doppelkreisel, die bei uns kaum anzutreffen sind. Nach einer guten Stunde erreichten wir das Automuseum der legendären Gebr. Schlumpf. Der Textilproduzent Fritz Schlumpf war ein leidenschaftlicher Automobilsammler. Gemeinsam mit seinem Bruder Hans Schlumpf brachte er es zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und 1977 auf eine große Sammlung klassischer Automobile, darunter auch über hundert Bugatti. Zur Finanzierung dieses Hobbys belasteten sie ihr Unternehmen derart, dass es 1977 zahlungsunfähig wurde und über 2000 Beschäftigte in die Arbeitslosigkeit entlassen werden mussten. Die bis zu diesem Zeitpunkt der Öffentlichkeit nicht bekannte Automobilsammlung wurde bei Ausschreitungen im Rahmen eines Streiks von den ehemaligen Arbeitern des Textilwerkes entdeckt. Die ehemaligen Werkshallen der Textilfabrik beherbergen heute das Museum mit über 400 Oldtimern. Eine besondere Rarität ist der Bugatti Royal, ein 8-Zylinder Reihenmotor mit 12,8L Hubraum der auf 100km nicht weniger als 50L Sprit säuft!
Gegen 13.00h setzten wir uns im komplett neuen Restaurant zu Tisch wo ein feines Mittagessen auf uns wartete. Selbstverständlich wieder ein feiner Apèro, dann eine Minikürbissuppe mit Crostini & Speck, anschliessend ein Minisalat mit einem kleinen Rindfleischplätzli an spez. Sauce und als Hauptgang Perlhuhn mit grünem Risotto und blauen Kartoffelchips. Dazu genossen wir einen fruchtigen Bordeaux. Zum Schluss ein Dessertteller mit Sorbet und Moccaparfait, garniert mit Erdbeeren und Trübeli. Ja und dann gehörte auch noch ein feiner Kaffee dazu.
Nach diesem letzten kulinarischen Erlebnis machten wir uns langsam auf die Heimreise. Via Basel und Fricktaler Autobahn erreichten wir wieder heimatliche Gefilde. Im oberen Freiamt erlaubten wir uns noch ein letzter Halt für ein Bier oder Kaffee. Fünf! Minuten vor der Marschtabelle „landeten“ wir um 17.55h wieder am Startplatz in Sins. Es war eine tolle Reise, vor allem wenn der Kassier alles bezahlt! Ein herzliches Dankeschön an Bruno, der die Finanzen voll im Griff hat und das Budget um keinen Rappen überzogen hatte. Ein weiterer Dank an Patrik für die Organisation und die Zimmerreservationen. Ein spezieller Dank an unseren versierten Chauffeur Renè, der uns um alle Ecken und Kreisel wieder flott nach Hause brachte. (sd)

Der Aktuar: Klaus

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